Donnerstag, 13. August 2020

Internationaler Linkshändertag

 

Als bekennender Linkshänder kann ich einige Geschichten  erzählen. 

Ich wurde damals umgepolt, sprich, nachdem ich im Vorschulalter nie, wirklich niemals, einen Stift in der rechten Hand hatte, musste ich nach der Einschulung genau dieses tun. Es fiel mir sehr schwer, da ich den Schreiber nicht locker halten konnte. Irgendwie ging es dann doch, heute schreibe ich offiziell mit der rechten Hand, kann aber auch links - leserlich - schreiben, ist aber eben nicht authentisch.

Alle anderen Tätigkeiten, wie Schneiden, Malen, Handwerken und eben auch Handarbeiten mache ich "mit links", was dann später im Handarbeitsunterricht dazu führte, dass ich immer eine schlechte Note bekam, obwohl das Ergebnis in Ordnung war. Irgendwann ging meine Mutter dann zur Lehrerin und fragte nach. Die Antwort war, dass ich das ja alles falsch machen würde, und deshalb eben eine schlechte Note bekäme. Ich glaube, in dem Moment hatte meine Mutter wirklich begriffen, dass es eben so ist mit einem Linkshänder und hatte der Lehrerin wohl ziemlich die Meinung gesagt. Jedenfalls wurden anschließend meine Arbeiten immer nach Qualität und nicht mehr nach Herstellungsverlauf beurteilt. Immerhin. 

Im Laufe der Zeit wurde es auch immer einfacher, Linkshänder zu sein. Später arbeitete ich in den Sommerferien bei einem Kunststoff verarbeitenden Betrieb (Sieper Werke, Spiegelschränke und SiKu Autos). Dort wurde viel mit scharfen Messern gemacht, es war kein Thema, dass die Schlosserei eines für Linkshänder schliff. Das war so Mitte der Siebziger-Jahre. 

In meiner Ausbildung zur Arzthelferin war es egal, mit welcher Hand ich arbeitete, auch im weiteren Verlauf meiner Beruflichkeit. Manchmal musste ich mich arrangieren, aber es ging immer irgendwie.

Bei meinem liebsten Hobby allerdings, bin ich mir oft selbst im Weg, weil ich natürlich mein Arbeitsgerät  automatisch nach links ablege, und das ist beim Nähen an der Maschine eher unpraktisch. Aber auch da räume ich dann eben öfter weg. 

Ich habe übrigens nie irgendwelche Utensilien speziell für Linkshänder besessen, ich komme auch gut mit dem Herkömmlichen klar. Eines habe ich allerdings gelernt, und zwar mit einem Sparschäler zu arbeiten. Das ist aber schon vierzig Jahre her, heute kann man sie, glaube ich, beidhändig benutzen. 

Es ist gut, dass sich im Laufe der Zeit die Einstellung geändert hat und die Mähr vom "bösen Händchen" endlich der Vergangenheit angehört. Ich habe etliche Kollegen, die auch linkshändig schreiben, würde heute bei mir keiner mehr drüber nachdenken. Alles Geschichte, ich wurde an Ostern 1966 eingeschult, das wusste man es nicht besser. Eine Klassenkameradin durfte damals - ausnahmsweise - mit der linken Hand schreiben, weil die rechte Hand durch Contergan entstellt war und sie keinen Stift halten konnte.

Gut, dass diese Zeiten vorbei sind. 

 

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